Montag, 27. Juni 2016

Rezension: Ghetto Bitch von Gernot Gricksch


ISBN: 978-3-7915-0006-5
320 Seiten
14,99 EUR


Inhalt:

Nach dem Tod von Neles Vater, gerät die gesamte Familie in einen sozialen Absturz. Aus der High-class Prinzessin wird ein Hochhaus- City-girl. Doch so einfach ist das nicht mit dem Anpassen, zu groß sind die Unterschiede, dann verliebt sie sich auch noch in den Skater und Kiffer Rick. Aber wie funktioniert Liebe hier inmitten von Hartz Vierlern? Kann man trotzdem glücklich werden?



Meinung:

Das Cover

Das Cover ist schön schrill, die Farbkombination ist super und ein richtiger Hingucker, das jugendliche Motiv zusammen mit dem Titel wirken provokant und hinterlassen eindeutig den Eindruck, dass es sich um ein Jugendroman handelt.


Die Geschichte

Die Geschichte an sich ist nicht neu. Ein reiches girly Girl wird arm und ihr werden somit die Augen geöffnet, nun lernt sie also die Welt richtig kennen und muss darin klar kommen. Zunächst klingt dies nicht sonderlich spektakulär, doch es ist immer wieder interessant, worauf der Autor sein Hauptaugenmerk legt und dies ist in dem Fall von "Ghetto Bitch" ein hochaktuelles Thema.  Nicht nur, dass alles "ein großer Mist" ist, wenn man plötzlich arm ist, nein, sozialkritisch werden Themen behandelt wie Schulbildung, Hobby, Interesse und vor allem die Perspektivlosigkeit unserer Jugend in den sozial schwächeren Bereichen, sowie die Abgebrühtheit  und emotionale Verarmung in den sozial höher gestellten Bereichen. Kriminalität, Drogenmissbrauch, Zwangsehen sind die dunklen Seiten, mit denen Jugendliche immer mehr konfrontiert werden. Aber das Buch hat auch helle Seiten: Freundschaft, Solidarität, Zusammenhalt sind die schönen Themen, die hier angerissen werden. 


Die Charaktere:

Nele ist ein authentischer Charakter sowohl als reiche Schönheit, als auch als armes Mäuschen, ihre Gedankengänge sind klar und gut nachvollziehbar. Nele ist in ihrer gesamten Situation sympathisch, auch wenn sie am Anfang mit ihrer Oberflächlichkeit bei mir auf Beton trifft. 
Ihr kleiner Bruder, der von Mobbing in einen kriminellen Teufelskreis gerät ist ebenfalls gut dargestellt, auch  wenn mir seine Geschichte nicht so gut gefallen hat, da sie schnell eskaliert ist und eventuell den falschen Schluss inne hat. 
Daniel als Traumprinz lässt den kiffenden Rick ziemlich blass dastehen, Rick ist ein passiver Charakter, bei dem man als Leser ständig am überlegen ist, warum Nele sich tatsächlich für ihn entscheidet. Mehr Input seitens dieses Charakters wäre dabei hilfreich gewesen. 


Mein Fazit:

Ghetto Bitch ist ein spannender, sozialkritischer Jugendroman, der brandaktuell ist. Ich würde ihn als Schullektüre empfehlen, es ist wichtig, dass gerade unsere Jugend reflektieren kann, was genau mit ihnen passiert, wo die sozialen Grenzen sind. Es werden ein paar wichtige Punkte angesprochen, vor allem die Thematisierung der jugendlichen Perspektivlosigkeit ist ein Punkt, der meiner Meinung nach bisher viel zu wenig behandelt wurde. Es reicht nicht (und mir persönlich würde es auch stinken), wenn Jugendbuchautoren nur den Finger erheben und "Du du du" sagen, dies löst zumeist eine große Abneigung aus. In Ghetto Bitch dagegen ist das Mittel vollkommen perfekt gewählt. Wertfrei wird die Geschichte von Nele und ihren Freunden und Feinden erzählt, nachdenken müssen die Leser dabei selbst, ohne Druck, ohne erhobenen Zeigefinger, können die Leser sich selbst ein Bild von dieser authentischen Geschichte machen. 


Von mir gibt es daher 4 Punkte, da es den ein oder anderen Punkt gibt, der noch nicht ganz rund ist.


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